Vertreibung der Gespenster

Teil 2 unserer hauntologischen Miniserie. Es geht um die Noise-Undergroundszenen in Moskau und St. Petersburg vor und nach Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine, anhand des Buchs MOR eines anonymen Autors, sowie Sounds aus der Szene, zusammengestellt von Wassily Bosch.

Playlist

Furrr – Mumble

Hopital des dauphins – o.T.

Wassily Bosch – Ghost Frogs (excerpt)

Blind Lamb – o.T.

Velleity – o.T.

Lust Customer – Banger

Elena Botts – Godforsakeness, movement one

D.D. Dobson & Buffalomckee – o.T.

Dolphin Hospital & Marble – o.T.

Papa Srapa – The End (excerpt)

Barkal & Palmdyed – Transfixion

Lust Customer – o.T.

Carnation Dingthang – FORCE-FEED-FUQ

Links:

Mix For Elena, Cassette (= alle Tracks o.T.):

https://staaltape.bandcamp.com/album/ghost-frogs

Alle anderen Tracks der Sendung:

https://www.thewire.co.uk/audio/tracks/wire-mix-wassily-bosch

Label von Wassily Bosch in Paris:

https://nazlorecords.bandcamp.com

Veranstaltungsankündigung mit Wassily Bosch in Berlin:

https://rausgegangen.de/en/events/forever-lost-1/

Textauszug aus MOR, in der Übersetzung von Mach mal langsam:

„Heute erinnern wir uns an all das in vielerlei Hinsicht wie an eine andere Welt. Wir erinnern uns zunächst daran, dass diese Dinge irgendwann einmal legal waren, und enden damit, all die Sachen aufzuzählen, die heute verboten sind – und es scheint, dass es damals viel besser war. Wir haben eine besondere Art von schwarzem Humor entwickelt und jemand hat ein schönes Wort erfunden: Untergangs-Surfen - das ist, wenn man den ganzen Tag lang Schreckensnachrichten sieht und beginnt, sich dem Untergang nah zu fühlen, depressiv wird und nicht anders kann, als zu weinen und nichts zu tun – aber nicht ich, ich habe immer gedacht und gesagt, dass wir in einem Konzentrationslager leben, das von Wahnsinnigen regiert und von aggressiven, emotionslosen Psychopathen bewohnt wird – und wenn die Leute jetzt so etwas sagen wie „Warum haust du nicht ab, warum bist du nicht depressiv“, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Einerseits habe ich das Gefühl, tief in meinem Inneren ständig Panikattacken zu haben, andererseits, dass wir von etwas umgeben sind, das uns alle tot sehen will, von Geburt an und bis es siegt – auf vielen Ebenen, auch im sozialen Umgang. Ich versuche zuzuhören, wenn ich jemanden über unsere emotionale Rolle in der Geschichte als Nation sprechen höre, darüber, dass alle um uns herum Feinde und Verräter sind, und ich kann es verdammt noch mal nicht glauben, dass die Leute so etwas sagen. Und ich erinnere mich an meinen Freund A. - Er ging zu einem See in der Nähe der Stadt, der dafür berüchtigt ist, dass sich an Feiertagen viele Leute dort aufhalten, und ich sagte: „Auf keinen Fall gehe ich nachts dorthin“ und er: „Komm schon, hab keine Angst vor deinem eigenen Volk“, und ganz zufällig landete der Typ an diesem Abend im Krankenhaus. Er hatte ein paar Fremde gefragt, wie er irgendwo hinkommt, und sie haben ihm ein Bein gebrochen, in dem immer noch ein Metallteil steckt.“

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